Frühling ist, was in deinem Kopf passiert. Oder war da der Sommer gemeint? Egal, wir sind bereit für den Frühling. Spätestens jetzt spitzen auch wieder die Gänseblümchen hervor und rufen uns zu: „Lebe, wachse, blühe!“ So manche Gänseblümchenbotschaft gibt es übrigens in Form von schönen Postkarten. Noch mehr Frühlingsgefühle? Gibt es hier zum Lesen. Let it spring!
Frühling? Ich wär dann so weit!
Frühlingsgefühle to go
von Kathrin Karban-Völkl
Das mit den Frühlingsgefühlen ist so eine Sache. Mal kommen sie mit großer Wucht, ein andermal wundert man sich, ob sie es bis zum Sommeranfang noch schaffen. Doch wohin mit soviel Frühlingsgefühl?
Jeden Frühling packt es mich erneut. Da kann es dann schon passieren, dass ich innerhalb von zwei Wochen dreimal die Winterjacken in den Keller räume, um sie am nächsten Tag wieder hochzuholen. Eben weil der Spätwinter doch nochmal Zähne zeigt oder der beginnende Frühling noch erfrischend kühl ist.
Irgendwas ist anders
Definitiv beflügelt mich der Frühling jedes Jahr wieder derart, dass ich mich liebend gerne auf die Suche nach den ersten Frühlingsspuren mache. Kurz wundere ich mich, wer mir da vom Badspiegel her blendend frühlingshaft zulächelt und staune, dass ich es bin. Beim ersten Kaffeeschluck dann springt mir förmlich das faire Röstaroma entgegen und meine ausgewaschene Lieblingsjeans macht im hellen Frühlingslicht eine richtig gute Spazierfigur. Einfach toll, was im Frühling alles anders ist! Doch ist im Frühling wirklich alles anders oder fühlt es sich nur besser an, obwohl sich nichts geändert hat? Mag schon sein, aber mir egal. Denn vielleicht bin ja ich diejenige, die sich geändert hat. Ein bisschen weniger muffig gegenüber mir selbst und dem Rest der Welt. Ein Stückchen offener gegenüber dem, was der Tag heute noch verrücktes mit mir vor hat. Eine Idee arbeitsfreudiger, was die Dinge betrifft, die ich gar nicht gerne mache. Bügeln, Ablage und so. Auf die Frage, was denn mit mir los sei, antworte ich in dieser Zeit oft: Der Frühling, was sonst?
Eine Prise Frühlingsgefühle kann niemandem schaden.
Frühling ist, wenn ich es will
Hin und wieder stoße ich dann auf Menschen, die alles bloß keine Frühlingsgefühle wollen. Schließlich haben sie schon mit ihren normalen Gefühlen mehr als genug zu tun. Gut, dann komme ich später wieder und hinterlasse dennoch ungefragt eine Prise Frühlingsgefühle. Wer weiß, ob die noch jemand brauchen kann. Ganz ehrlich: Manchmal gibt es auch bei mir Frühlingstage, da würde ich den Frühling gerne bitten, später nochmal vorbeizuschauen. Einfach weil es grad noch zu gemütlich ist in meiner Winterträgheit. Doch Widerstand zwecklos. Den Frühlingshormonen sei Dank, schüttelt mich das Sofa urplötzlich fast schon von selbst ab und setzt mich noch völlig vom Winter zerknittert vor die Tür an die Frühlingsluft. Und siehe da, es wirkt. Da braucht mir mein Lieblingsmoderator gar nichts davon erzählen, dass der Frühling erst am 23. März beginnt. Frühling ist, wenn ich es will. Und es gibt ganz ganz viel, was ich genau dann will.
Willkommen in der Zeit der Selbstüberschätzung
Mittlerweile kenne ich mich ganz gut und weiß: Nicht alles, was ich im Frühling beginne – jeden Morgen mit zehn Minuten Gymnastik beginnen, endlich einen Bauerngarten anlegen, die Garage konsequent entrümpeln… – wird tatsächlich wachsen und Früchte bringen. Muss es auch nicht. Alleine der Aufwind, denn all diese selbstüberschätzenden Ideen mit sich bringen, lohnt es. Und ganz nebenbei passiert es dann , dass völlig unerwartete Dinge geschehen. Zum Beispiel dass die Garage zwar nicht entrümpelt, dafür aber frisch und peppig gestrichen wird. Oder dass ich mein altes Fahrrad entstaube und statt Gymnastik eben etwas Radsport in meinen Frühlingsalltag einbaue. Ein bisschen ist das wie mit den Blumenzwiebeln. Die gehen manchmal auch an Stellen auf, wo ich mir ganz sicher bin, dass ich genau hier gar keine gepflanzt habe. Wer weiß, wer da seine Finger oder seinen Schnabel im Spiel hatte.
Zwiebellook mal anders
Genau betrachtet ist so eine Blumenzwiebel schon ein echt starkes Symbol. Schlummert monatelang im dunklen, nass-kalten Erdboden und wagt sich dann eines besonderen Frühlingstages an den mutigen Durchbruch ins Licht. Einfach nur wow, was sich da jemand ausgedacht hat. Wenn ich dann bei einem meiner unzähligen Frühlingsspaziergänge von einer Frühlingsblume zur nächsten schlendere, springen mir eine Menge Fragen entgegen: Was für eine Frühlingsblume wäre wohl ich? Wo würde ich blühen? Und welche Kräfte habe ich in den letzten Monaten gesammelt, die nun zum Durchbruch kommen? Ob ich es zu einer dieser besonderen gefüllten, mehrfarbigen Tulpen schaffen würde, weiß ich nicht. Was ich aber weiß: Ich will blühen! Soll bloß keiner kommen und mich umrennen oder abzwicken, um mich in die muffige Wohnung zu stellen.

Schon bin ich unterwegs zum Blumenladen um die Ecke, um gleich noch ein paar mehr Pflänzchen um mich herum zu platzieren. Wer weiß, vielleicht locke ich damit die letzten Frühlingsmuffel aus der Reserve. Bis dahin verschenke ich Frühlingsgefühle to go und freue mich über jeden Frühlingsfreund, der mit mir auf Frühlingssuche geht.